…und warum Du das auch tun solltest
Manchmal sind es große Entschlüsse, die etwas für den Klimaschutz tun. Entschlüsse, bei denen man wirklich einen Teil seines Lebens ändern muss: sei es, weniger Klamotten zu kaufen, weniger zu Fliegen, weniger Fleisch zu essen. Nichts davon ist schlimm oder gar nicht machbar, Gott bewahre, aber es braucht ein Momentum der Veränderung, in dem man selbst aktiv wird und sich um die Veränderung bemüht.
Und dann, dann gibt es noch die schnellen, kleinen Tweaks, die man im Alltag nicht wirklich bemerkt, die aber natürlich trotzdem einen nicht unerheblichen Effekt auf den eigenen Treibhausgasausstoß haben.

Quelle: canva.com
Einer davon: Emails, genauer: Werbe-Emails und Newsletter.
Genau, das sind diese kurzen Nachrichten konventioneller (und auch ökologischer) Unternehmen, die uns auf dem Laufenden darüber halten wollen, ob gerade Sale ist oder welche Ware, die unser Leben unfassbar besser macht, wir neu kaufen sollten.
Mitte des vergangenes Jahres habe ich alle Newsletter, bei denen ich keinen Mehrwert für mich gesehen habe, gelöscht. Gründe dafür hatte ich einige:
Der Faktor Zeit
Eine kurze Recherche zeigt: 125 Mails bekommt der/ die durchschnittliche berufstätige ÖsterreicherIn pro Woche. 28 davon sind Newsletter, 73 sind Spam*. [1]
Vor allem Ältere (Altersklassen 40 – 70) nutzen diese Online-Newsletter als Informationsquelle vor Kaufentscheidungen. So weit, so gut.
Abonniert heißt aber noch nicht gelesen: 41,9 % der Newsletter landen ungelesen in der digitalen Mülltonne. Weitere 30,6% werden nur kurz überflogen und 27,5% werden wirklich gelesen. Und: bekommt man einen unerwüschten Newsletter, so melden sich gerade einmal 29% der Empfänger ab, alle anderen löschen nur die eine Mail. Das aber dann täglich bis wöchentlich – am Ende braucht das deutlich mehr Zeit, als sich einmal abzumelden. Ein Löschvorgang dauert nämlich im Durchschnitt auch 2 Sekunden. Einmal überfliegen dauert 3 bis 10 Sekunden. [2] Gehe ich davon aus, dass alle 28 Newsletter für mich so weit von Interesse sind, dass ich sie zumindest für 5 Sekunden überfliege, so sind das 2,5 Minuten. Klar, nicht lang, aber im Jahr läppert sich das auf über 2 Stunden. 2 Stunden, die nur für Überfliegen von wahrscheinlich nutzlosen E-Mails gebraucht wurden. Rechnet man die Lösch-Zeit dazu, wird es gleich noch mehr.
*Diesen Wert halte ich für nur mittelmäßig aussagekräftig, da Spam hier als „unerwünschte E-Mails mit werbendem Inhalt“ bezeichnet wurden. Das kann aber auch ein Newsletter sein, der nach einer Weile als nicht mehr interessant empfunden, aber nie abgemeldet wurde.
Fazit: Es kostet Zeit, diese E-Mails zu erhalten, selbst wenn man sie sofort löscht.

Quelle: canva.com
Der Faktor Geld
Wenn man schon mal drüber liest, sticht einem ja vielleicht doch was Spannendes ins Auge. Ein neues (Fair Fashion) Kleid, neue Schuhe, dies und das und jenes.
Erst das Sehen der Ware, vielleicht noch dazu im Sale oder Limited Edition, sorgt für das Habenwollen. Das Bedürfnis, dieses Ding zu besitzen, wurde erst durch die Werbung in der E-Mail hervorgerufen. Also gibst Du eventuell Geld für Dinge aus, die Du weder brauchtest noch wolltest.
Der Faktor CO2
Eigentlich war das damals der Grund, weshalb ich die Newsletter abbestellt und gelöscht habe. Der CO2-Ausstoß.
Wenn das Internet ein Land wäre, würde es in der Rangliste der Stromverbraucher ungefähr den dritten Platz belegen, also direkt hinter China und den USA.
Gary Cook, Spezialist für digitale Technologien, Greenpeace
Ziemlich viel, wenn ihr mich fragt. Und auch wenn vor allem Streaming und Co. in der Kritik stehen, ganz so harmlos ist eine Mail auch nicht. Ca. 10 Gramm CO2 werden verursacht, wenn man eine Mail verschickt und der Empfänger sie liest. 10 Mails verursachen so viel CO2 wie eine Energiesparlampe, die eine Stunde lang brennt. Erinnern wir uns: wöchentlich bekommt also jeder Österreicher so viele Mails, dass eine Energiesparlampe dafür 12,5 Stunden brennen könnte. Zwar verursachen Spam-Mails, die gar nicht erst geöffnet werden, nur 0,3 g CO2 – dafür haben sie aber gar keinen Nutzen…
Auch endet der Ausstoß nicht mit Versand und Lesen: die E-Mail wird am Server gespeichert und – je nach Größe des Postfaches – gerne auch mal ein paar Jahre archiviert. (Und ja, auch ich habe gerade ein paar Mails aus dem Jahr 2017 gelöscht.) Eine schöne Statistik dazu:
Wenn jeder Mensch auf der Welt 11 Mails am Tag löschen würde,
dasding.de
könnten so rund 91.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden!
Oder: wenn Du wöchentlich nur 15 Newsletter weniger bekommst, hast Du über ein Jahr 7,8 kg CO2 (-Äquivalente) gespart. Und Zeit gespart.

Quelle: canva.com
Digitale Hilfen
Gehen wir davon aus, dass ich Euch jetzt vollkommen überzeugt habe und ihr sofort löschen wollt, richtig? Dann sind hier noch ein paar hilfreiche Tipps dazu:
Cleanfox ist ein hilfreiches kleines Tool, das sowohl als App als auch browserbasiert funktioniert. Einfach mit dem gewünschten Postfach verbinden und die App sortiert die Newsletter aus. Anschließend kann man selbst entscheiden, welche man doch behalten will, von den anderen meldet die App automatisch ab. Und sagt einem auch gleich, wie viel CO2 dadurch jährlich eingespart wird.
Wenn ihr, wie ich, eure Mails bei Google lagern habt: Es gibt ein paar Suchoperatoren, die das Löschen recht einfach machen. Ich behalte meine Mails ein Jahr – vorsichtshalber. Wenn ich also löschen will, gebe ich in die Suchleiste ein „before:2019/1/1“ und das Suchergebnis zeigt mir alle Mails, die vor dem 01.01.2019 geschrieben wurden. Andere Anbieter können das natürlich auch – einfach mal schauen.
Und jetzt: viel Spaß mit Euren leeren Postfächern und der gesparten Zeit!
Maria
[1] http://www.marketagent.com/webfiles/MarketagentCustomer/pdf/2251b92f-246b-4a25-aa99-2e5931ed3ed8.pdf
[2] https://www.mailify.com/de/blog/newsletter-statistiken-analysieren/newsletter-statistiken/